Gegründet 1947 Freitag, 22. August 2025, Nr. 194
Die junge Welt wird von 3019 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 22.08.2025, Seite 2 / Ausland
Ukraine-Krieg

Streit über Sicherheitsgarantien

Ukraine-Krieg: Baldige Friedensverhandlungen immer unwahrscheinlicher
Von Reinhard Lauterbach
2025-08-21T083134Z_1610411938_RC2JBGAOROF7_RTRMADP_3_UKRAINE-CRI
Russland nutzt seine Lufthoheit zu gezielten Angriffen auf kriegswichtige Unternehmen (Mukatschewo, 21.8.2025)

Über die geplanten Sicherheitsgarantien für die Ukraine zeichnet sich schon vor allen entsprechenden Beschlüssen Streit ab. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij sagte in Kiew, er sei gegen eine Beteiligung Chinas an den Garantien oder an eventuellen Friedenstruppen. Für diese Aufgaben kämen nur Länder in Frage, die die Ukraine seit Kriegsbeginn unterstützt hätten. Russlands Außenminister Sergej Lawrow dagegen erklärte in Moskau, sein Land sei dafür, die Sicherheitsgarantien durch die fünf Vetomächte im Weltsicherheitsrat – also auch Russland selbst sowie China – zu gewähren. Vor diesem Hintergrund äußerte Selenskij grundsätzliche Zweifel daran, ob es zu Friedensverhandlungen kommen werde.

Auf das Gegenteil deutet auch eine Aussage Selenskijs in anderem Zusammenhang hin: Die Ukraine werde schon in wenigen Monaten in der Lage sein, die »Massenproduktion« einer ballistischen Rakete mit 3.000 Kilometern Reichweite zu beginnen. Die Produktionslinien für eine ukrainische Kurzstreckenrakete hatte Russland erst vor wenigen Tagen mit einem konzentrierten Schlag gegen alle an der Herstellung beteiligten Betriebe zumindest für längere Zeit vernichtet.

Russland setzte auch in der Nacht zum Donnerstag seine schweren Luftangriffe gegen industrielle Ziele und Infrastruktur in der Ukraine fort. Ein Schwerpunkt lag diesmal in der Westukraine. So wurde ein Elektronikbetrieb in der Stadt Mukatschewo nahe der Grenze zu Ungarn und zur Slowakei getroffen. Treffer und nachfolgende Brände gab es auch in Lwiw, Riwne, Luzk und Iwano-Frankiwsk im Westen des Landes, außerdem in Kiew, Dnipro und Saporischschja. Russland setzte nach ukrainischen Angaben gut 500 Drohnen und 50 ballistische Raketen, teilweise mit Hyperschallantrieb, ein. Der ukrainischen Abwehr gelang es nur, etwa 20 Prozent der Flugkörper abzuschießen oder abzulenken.

Den Drohneneinschlag in Ostpolen in der Nacht zum Mittwoch betrachtet die polnische Regierung inzwischen als russische Provokation. Es habe sich um eine Köderdrohne gehandelt, die so niedrig geflogen sei, dass die Luftabwehr sie nicht habe entdecken oder abfangen können. Ziel der Aktion sei vermutlich gewesen, die polnische Raketenabwehr zu testen.

75 für 75

Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.

 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (22. August 2025 um 09:34 Uhr)
    Kritische Einordnung der Sicherheitsgarantien für die Ukraine: 1991 erklärte sich die Ukraine nach einem Volksentscheid (mit 80 Prozent !) als unabhängiger und bündnisfreier Staat. Das war eine historische Chance für eine eigenständige Entwicklung. Doch diese Möglichkeit wurde nicht genutzt: Bis 2019 verließen mehr als zehn Millionen Menschen das Land, der Lebensstandard sank und erreichte nicht einmal das zuvor bestehende sowjetische Niveau. 1994 wurde im Budapester Memorandum die Bündnisfreiheit der Ukraine bekräftigt – unter anderem durch Russland als eine der Garantiemächte! 2008 folgten Lockrufe der NATO! 2014 kam es zum Maidan und zur Entmachtung der gewählten Regierung, was in einem Bürgerkrieg endete. Das Minsker Abkommen, das mit Deutschland und Frankreich als Garantiemächten abgeschlossen wurde, erwies sich später als nicht eingehalten. Angela Merkel und François Hollande räumten im Nachhinein ein, dass es sich im Kern um ein Täuschungsmanöver gehandelt habe! Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Welche Sicherheitsgarantie – und wofür – soll die Ukraine im Jahr 2025 überhaupt erhalten? Die Jahre von 1991 bis 2014 haben gezeigt, dass das Land allein eindeutig nicht lebensfähig ist. Die Friedenszeit brachte keinen nachhaltigen Fortschritt, und die seither geführten Kriegsjahre haben die Situation in jeder Hinsicht noch verschlechtert. Die Ukraine ist wirtschaftlich, demographisch und auch historisch-kulturell und dadurch politisch nicht in der Lage, auf Dauer eigenständig zu bestehen. So bleibt die entscheidende Frage: Wer soll der Ukraine unter die Arme greifen – zu welchem Preis, mit welchen Interessen und mit welchem Ziel?
  • Leserbrief von Frank Lukaszewski aus Oberhausen (21. August 2025 um 23:22 Uhr)
    So kann und darf es nicht weitergehen. Der illegitime Clown in Kiew hängt an seinen präsidialen Machtbefugnissen. Warum wohl? Korruption ist das Alpha und Omega in jenen entsprechenden Kreisen. Was spricht dagegen, dass die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates etwaige Friedenssicherungsmassnahmen übernehmen? Richtig! Das Putsch-Regime in Kiew mit seinen Nazibrigaden a la »Asow«. Und die Angst vor dem Machtverlust dieser Mischpoke unter Leitung der EU und NATO.

Mehr aus: Ausland

                                                                 Aktionsabo: 75 Ausgaben für 75 Euro